Frohe Ostern
Die überraschende Geschichte der deutschen Ostertraditionen
Wenn im Frühling plötzlich überall bunte Eier an Sträuchern hängen, Hasen durch Schokoladenregale hoppeln und Kinder sich mit Körbchen durch Gärten schleichen, ist eines klar: Ostern steht vor der Tür!
Doch was hat es mit all diesen liebenswert-skurrilen Traditionen eigentlich auf sich? Warum färben wir Eier? Seit wann bringt ein Hase Geschenke? Und was hat das alles mit einem religiösen Fest zu tun?
Machen wir uns auf die Spurensuche – von alten Fruchtbarkeitsriten bis zum schokoladigen Osterwahnsinn des 21. Jahrhunderts!
Ostern ist das zentrale Fest im christlichen Kalender, das die Auferstehung Jesu Christi feiert.
Es erinnert an den Sieg des Lebens über den Tod und die Hoffnung auf das ewige Leben. Doch was passiert an den verschiedenen Tagen in der Karwoche und während des Osterwochenendes aus christlicher Sicht?
Gründonnerstag – Das letzte Abendmahl
Am Gründonnerstag gedenkt die christliche Kirche des letzten Abendmahls, das Jesus mit seinen Jüngern im Abendmahlssaal in Jerusalem feierte. Hier stellte er die Eucharistie ein, indem er Brot und Wein teilte und damit seine Jünger aufforderte, dies zu seinem Gedächtnis zu tun. An diesem Tag erinnern sich viele Gläubige an den Beginn der Passionsgeschichte und an das Gebot der Nächstenliebe.
Es ist ein Tag der Besinnung und Vorbereitung auf die folgenden dramatischen Ereignisse.
Karfreitag – Der Tod Jesu
Der Karfreitag ist der Tag, an dem der Tod Jesu am Kreuz gefeiert wird. Laut der Bibel wurde Jesus an diesem Tag von den Römern gekreuzigt, um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. Für Christen ist der Karfreitag ein Tag der Trauer und Einkehr, an dem sie sich der Opfer Christi bewusstwerden. Der Tag ist oft von Stillstand und Nachdenken geprägt, da man sich an das Leiden und die Kreuzigung Jesu erinnert.
Karsamstag – Der Tag der Grabesruhe
Der Karsamstag ist der Tag zwischen dem Tod Jesu und seiner Auferstehung. In vielen christlichen Traditionen ist es ein Tag der Stille und des Wartens. Die Kirchen sind oft leer, da keine Gottesdienste gefeiert werden, bis in der Nacht die Osternacht beginnt. Diese Nacht markiert den Übergang von Tod zu Leben – von Dunkelheit zu Licht.
Ostersonntag – Die Auferstehung
Der Ostersonntag ist der Höhepunkt des christlichen Glaubens – die Auferstehung Jesu von den Toten. Laut den Evangelien trat Jesus nach seiner Kreuzigung und Begräbnis am dritten Tag wieder ins Leben, wodurch der Tod besiegt und das ewige Leben für alle Gläubigen geöffnet wurde. Die Auferstehung Christi wird als Triumph über den Tod gefeiert und symbolisiert Hoffnung, Neubeginn und die Verheißung des ewigen Lebens. Es ist ein fröhlicher Feiertag, an dem in vielen christlichen Gemeinschaften ein festlicher Gottesdienst gefeiert wird. Der Ostergottesdienst ist ein festlicher Akt, bei dem das Leben und die Hoffnung im Mittelpunkt stehen.
Ostermontag – Der Emmausgang
Der Ostermontag erinnert an die Begegnung von zwei Jüngern mit dem auferstandenen Jesus auf dem Weg nach Emmaus (Lukas 24:13-35). Diese Begegnung ist ein Symbol für die Erkenntnis der Auferstehung und die Erneuerung des Glaubens. In vielen Regionen gibt es am Ostermontag den Brauch des Emmausgangs – ein gemeinsames Wandern, das an diese biblische Erzählung erinnert.
Ostern ist für Christen das wichtigste Fest im Kirchenjahr: Es erinnert an die Auferstehung Jesu Christi.
Doch wie so oft in der Geschichte vermischen sich religiöse Bedeutungen mit vorchristlichen Bräuchen. Lange vor dem Christentum feierten germanische und keltische Völker im Frühling die Rückkehr des Lebens nach dem Winter – mit Ritualen zu Ehren von Fruchtbarkeitsgöttinnen wie Ostara (sie soll tatsächlich Namenspatin von Ostern sein!).
Und was steht symbolisch für Fruchtbarkeit und neues Leben? Genau: Eier.
Schon damals waren sie ein kraftvolles Zeichen des Neubeginns. Dass wir heute bunte Eier verschenken, ist also kein reiner Kinderkram, sondern tief verwurzelte Symbolik.
Jetzt wird's richtig kurios: Der Osterhase als Eierlieferant hat seinen Ursprung tatsächlich in Deutschland – und zwar schon im 17. Jahrhundert! Erste schriftliche Erwähnungen stammen aus dem Elsass, wo erzählt wurde, dass ein Hase die Eier versteckt. Warum ausgerechnet ein Hase? Auch das hat wieder mit Fruchtbarkeit zu tun. Hasen sind bekanntlich äußerst fortpflanzungsfreudig. Im Frühling sieht man sie zudem oft über Felder hoppeln – sie sind also perfekte Frühlingsboten. Dass der Hase dann auch noch beginnt Eier zu bringen, liegt an der Vermischung dieser alten Frühlingssymbole mit der kindgerechten Fantasie des Osterfestes. Und so wurde aus dem Hasen der Superstar des Osterbrauchs.
Bunte Ostereier sehen hübsch aus – aber woher kommt dieser Brauch? Im Mittelalter war es während der Fastenzeit verboten, Eier zu essen. Die Hühner legten aber natürlich weiterhin fleißig. Um die Eier haltbar zu machen, wurden sie gekocht – und zur besseren Unterscheidung von rohen Eiern oft eingefärbt.
Später wurde daraus ein festlicher Akt: Das Färben der Eier wurde zum kreativen Familienritual – und heute reicht die Farbpalette von natürlichen Zwiebelschalen über knallige Neonfarben bis zu kunstvoll bemalten Kunstwerken.
Dass Kinder heute mit Körbchen bewaffnet auf Ostereiersuche gehen, ist nicht nur ein großer Spaß, sondern auch ein Brauch mit Geschichte. Schon im 17. Jahrhundert war das „Verstecken und Finden“ Teil des Osterfestes.
Ursprünglich war es eine Art Belohnung für Kinder, die sich in der Fastenzeit gut benommen hatten – heute ist es einfach nur ein fröhliches Frühlingsspiel.
Deutschland hat viele regionale Ostertraditionen, die einen zweiten Blick wert sind:
- Osterfeuer: In Norddeutschland und vielen anderen Regionen werden riesige Feuer entzündet – ein alter Brauch, der den Winter vertreiben und den Frühling begrüßen soll. Und mal ehrlich: Ein großes Feuer, Würstchen und gute Stimmung – was braucht man mehr?
- Emmausgang: Am Ostermontag gibt es in manchen Gegenden feierliche Spaziergänge zur Erinnerung an die biblische Geschichte der Jünger auf dem Weg nach Emmaus – oft verbunden mit Essen, Musik und Gemeinschaft.
- Osterräderlauf in Lügde: Dort werden brennende Holzräder spektakulär einen Hang hinuntergerollt – ein Spektakel, das Feuer, Kreisform (Symbol des Lebens) und uralte Rituale in sich vereint.
Natürlich ist Ostern heute auch ein großes Familien- und Kommerzfest. Schokoladenhasen in allen Größen, Osterdeko in den Schaufenstern, Angebote für Osterbrunch und Feiertagsausflüge. Aber hinter all dem steckt eine spannende Geschichte – voller Symbole, Mythen und kultureller Entwicklung.
Ob du nun gläubig bist oder nicht, Ostern ist ein Fest, das Hoffnung, Neubeginn und Gemeinschaft feiert. Und wer würde sich nicht über ein paar süße Eier und einen Besuch vom Hasen freuen?
Was als religiöses Hochfest begann, ist heute ein bunter Mix aus Spiritualität, Brauchtum und jeder Menge Spaß. Die Kombination aus historischen Ursprüngen, regionalen Eigenheiten und moderner Interpretation macht Ostern in Deutschland zu etwas ganz Besonderem.
Also: Fröhliches Eiersuchen – und vielleicht ein kleiner Dank an die Göttin Ostara für den Frühling, die Farben und das Leben!
Fun Facts zu Ostern!
- Der erste Schokohase wurde schon 1890 verkauft!
In Deutschland stellte eine Konditorei in Hannover den allerersten Schokoladenhasen her – damals noch handgegossen und nicht hohl. - Hasen bringen nur in Deutschland und ein paar anderen Ländern die Eier.
In der Schweiz übernimmt das übrigens der Kuckuck. Und in Australien ist es der Osterbilby – ein kleines, vom Aussterben bedrohtes Beuteltier. - Das größte Osterei der Welt steht in Kanada.
In Vegreville (Alberta) steht ein 9 Meter hohes, buntes Osterei aus Aluminium – als Denkmal für die ukrainischen Einwanderer, bei denen die Eierkunst (Pysanka) Tradition hat. - In Thüringen gibt es einen „Osterbrunnen-Kult“.
Dutzende Dörfer schmücken dort ihre Dorfbrunnen mit tausenden handbemalten Eiern. Einige sehen aus wie kunstvolle Mosaike! - Der Ausdruck "Ostern" tauchte erst im 8. Jahrhundert auf.
Der englische Mönch Beda Venerabilis führte den Namen auf die germanische Frühlingsgöttin „Eostre“ zurück. - Die meisten Menschen beißen den Schokohasen zuerst die Ohren ab.
Laut Umfragen fangen über 75 % der Naschkatzen mit den Ohren an.
Was immer auch eure Pläne für das Osterfest sind, ich wünsche euch eine schöne Zeit.
Viele Grüße,
Richard
P. S. Die maskuline Schreibweise dient ausschließlich der besseren Lesbarkeit. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.