Der Butterfly-Effekt
Kleine Ursache, große Wirkung
Schon der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien kann in Texas einen Orkan auslösen – theoretisch.
Das ist der Schmetterlingseffekt in der Chaos-Theorie. Einfach gesagt: Schon kleine Ursachen können große Wirkung und minimale Veränderungen enorme Folgen haben – positive wie negative. Nicht nur beim Wetter.
Der Schmetterlingseffekt besagt, dass in „komplexen, nichtlinearen dynamischen Systemen“ schon kleinste Veränderungen in den Ausgangsbedingungen dazu führen können, dass eine Vorhersagbarkeit hinsichtlich der weiteren Entwicklung eines Systems grundsätzlich auszuschließen ist.
Bekannt geworden ist der Schmetterlingseffekt vor allem im Zusammenhang mit Wettervorhersagen.
Das populärste Beispiel hierfür ist die Theorie, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings in Kalifornien – theoretisch – durch zahlreiche Kettenreaktionen einen Orkan in Missouri auslösen kann. Daher auch der Name Schmetterlingseffekt.
Die Metapher stammt ursprünglich vom us-amerikanischen Meteorologen und Mathematiker Edward Lorenz, der damit die Chaosforschung 1972 praktisch über Nacht berühmt machte.
Die Chaos-Theorie als Teilgebiet der Mathematik und Physik beschäftigt sich mit Ursache und Wirkung in sogenannten „nichtlinearen dynamischen Systemen“. Also Zuständen, in denen Chaos herrscht und die eigentlich unvorhersehbar reagieren.
Seine These: In einem Raum, in dem alles möglich ist, ist es eben auch möglich, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings zu einer Umweltkatastrophe Tausende Kilometer entfernt führen kann. Der Raum ist in diesem Fall das gesamte Wettersystem der Erde. Und dort können kleine, zufällige Ursachen große Auswirkungen haben.
Das Original Schmetterlingseffekt Zitat von Edward Lorenz lautet:
„Does the flap of a butterfly’s wings in Brazil set off a tornado in Texas?“ (Deutsch: Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien in Texas einen Tornado auslösen?)
Edward Lorenz, der bis 1987 Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) war, bekam 1991 den Kyoto-Preis in Grundwissenschaften für seine Entdeckungen. Darin wurden seine Verdienste um die Chaostheorie und deren „dramatische Veränderungen in der Sicht der Menschheit auf die Natur seit Sir Isaac Newton“ gewürdigt. Lorenz starb im April 2008.
Die Idee zum Schmetterling im Effekt kam Lorenz als er seine Wettervorhersage und Berechnungen mithilfe einer Computergrafik visualisierte: Die komplexe, dreidimensionale Grafik zeigte am Ende so etwas wie zwei Flügel eines Schmetterlings (siehe Titelbild).
Wir alle schlagen in gewisser Weise ständig mit unseren unsichtbaren Flügeln, um den Schmetterlingseffekt nachzuahmen. Manchmal kann ein kleiner, einmaliger Akt der Freundlichkeit eine gewaltige Veränderung bei anderen bewirken. Im Gegenzug kann ein Wort, das du im richtigen Augenblick an eine Kollegin, einen Freund oder einen fremden Menschen richtest, eine Veränderung in der Denkweise bewirken.
Der Physiker und Mathematiker James Yorke stellte die Theorie auf, dass es Aspekte unseres Verhaltens gibt, die ein Vorher und ein Nachher markieren, auch wenn der Zufall im Spiel ist. Sie verändern alles. Wir haben deshalb einen gewissen Einfluss auf unsere Umwelt, über den wir uns oft nicht wirklich bewusst sind.
Das Hauptmodell der Chaostheorie besagt, dass, wenn wir uns zwei identische Welten vorstellen, die sich nur durch das Auftreten einer fast unbedeutenden Variable unterscheiden, dieser kleine Unterschied im Laufe der Zeit dazu führen kann, dass die beiden Welten immer unterschiedlicher werden. Bis es praktisch unmöglich wird, festzustellen, dass sie einmal gleich waren.
Ein winziger Impuls, der eine Kettenreaktion auslöst, die bestehende Systeme grundlegend verändert.
In Ökosystemen, in denen jeder Bewohner seine Aufgaben erfüllen muss, damit das fein abgestimmte Gefüge reibungslos funktioniert, ist gut zu beobachten, wie schon kleinste Abweichungen große Folgen haben können.
Doch kann man den Butterfly-Effekt auch auf andere Systeme übertragen?
Wie bestimmt er z. B. den Lauf der Menschheitsgeschichte mit ihren unzähligen Protagonisten, Entscheidungen und Ereignissen? Dies ist ein Gedankenexperiment, das Historiker immer öfter durchspielen – mit spektakulären Erkenntnissen.
Denn jedes noch so kleine und zufällige Ereignis wirkt sich auf das Große und Ganze aus. Zum Beispiel spielt allein schon das eingangs erwähnte Wetter eine gewaltige Rolle in der Geschichte.
So war der Atombombenabwurf über der japanischen Stadt Nagasaki am 9. August 1945 das Resultat einer dichten Wolkendecke, die sich zufällig über der weniger besiedelten Industriestadt Kokura gebildet hatte – dem eigentlichen Ziel der zweiten US-Bombe nach Hiroshima. Und hat diese Wolkendecke vielleicht im Flügelschlag eines Schmetterlings irgendwo in Brasilien ihren Ursprung? Das Resultat dieses Flügelschlags ist jedenfalls verheerend. In Nagasaki kommen bis zu 80 000 Menschen ums Leben, die diesen Tag überlebt hätten, wenn der Wetterbericht anders gewesen wäre.
Scheinbar banale Ereignisse haben immer wieder in der Geschichte große Umwälzungen ausgelöst. Bestes Beispiel ist Adolf Hitler, dessen Tod mehrmals besiegelt schien. Und doch spielte der Zufall ihm gegen jede Wahrscheinlichkeit immer wieder aufs Neue in die Karten und rettete sein Leben.
Wie auch im WK1 am 28. September 1918 an der Westfront. In seinem Schützengraben, kämpft der englische Gefreite Henry Tandey gegen die deutschen Truppen. Plötzlich erkennt der 27-Jährige zwischen Feuer und Rauchschwaden einen deutschen Soldaten genau in seiner Schusslinie.
Noch bevor Tandey weiß, wie er reagieren soll, blickt der Deutsche unvermittelt auf und starrt ihm direkt in die Augen. Verwundet und müde, versucht er gar nicht erst, seine Waffe zu heben und nach einer gefühlten Ewigkeit senkt auch Henry Tandey schließlich sein Gewehr. Der Verschonte nickt ihm kurz zum Dank zu – dann stolpert er davon.
Was der englische Soldat erst viele Jahre später erfahren wird: Der Mann, den er aus Mitgefühl verschont hat, war kein Geringerer als Adolf Hitler. Ohne Tandeys Zögern wäre der nie von der Front zurückgekehrt. Er wäre weder der Führer der Nationalsozialisten noch deutscher Reichskanzler geworden und hätte niemals den Zweiten Weltkrieg entfesseln können, der ca. 60 Millionen Menschen das Leben kostete.
War es die Macht des Zufalls oder Ironie des Schicksals, dass Adolf Hitler von den Tausenden feindlichen Soldaten auf dem Schlachtfeld ausgerechnet dem einen begegnen musste, der Menschlichkeit zeigte und es nicht übers Herz brachte, auf einen Verwundeten zu schießen? Ein Akt des Mitgefühls, der wie der Flügelschlag eines Schmetterlings wirkte?
"Banale Nebensächlichkeiten machten Weltgeschichte", bestätigt der Historiker Will Berthold.
Das Leben ist chaotisch und das eine kann etwas ganz anders nach sich ziehen und immer so weiter, bis die Konsequenzen so absurd sind, dass niemand mehr an die ursprüngliche Ursache denkt.
Der Schmetterlingseffekt erinnert uns daran, dass wir manchmal wie ein Stein sein können, der in einen Teich geworfen wird und anfängt, Wellen und noch mehr Wellen auf der Wasseroberfläche zu erzeugen.
Was wir tun, sagen oder ausdrücken, hat eine direkte Auswirkung auf die Menschen um uns herum und infolgedessen auch auf uns selbst. Deshalb gibt es Aspekte unseres Verhaltens, auf die wir achten und die wir pflegen sollten. Nur so können positive Einflüsse und ein harmonisches Gleichgewicht entstehen, von dem wir alle profitieren.
Schon ein Lächeln oder ein “Einen schönen guten Morgen!” schafft eine angenehme Atmosphäre um uns herum. Freundlich zu sein kostet nichts und es bringt uns viel Gutes. Zögere also nicht, sei freundlich zu anderen und du wirst Positives erfahren.
Ein Beispiel dafür, wie diese Tugend unser Umfeld verändern kann, findet sich in einer Studie der Universität Stanford. Wissenschaftler konnten zeigen, dass Freundlichkeit in jedem Arbeitsumfeld ein glücklicheres und produktiveres Klima schafft.
Ein interessanter Aspekt, den wir gerne im Hinterkopf behalten dürfen.
Quelle: delst.de. maennersache.de, karrierebibel.de, Gedankenwelt.de
“Höflichkeit ist wie ein Luftkissen. Es mag zwar nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens.” (Arthur Schopenhauer)
In diesem Sinne, vielen Dank fürs Lesen und viele Grüße,
Richard
P. S. Die maskuline Schreibweise dient ausschließlich der besseren Lesbarkeit. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.