Digital Detox
Endlich mal abschalten
Das Leben ist digital. Ohne Smartphone, Tablet, Laptop und Computer kommt fast niemand mehr durch den Tag. 24 Stunden nicht auf digitale Endgeräte gucken? Für viele unvorstellbar! Auch dieser Artikel ist ausschließlich auf einem digitalem Medium zu lesen.
Digital Detox ist der Trend in die andere Richtung. Endlich das Smartphone aus, das echte Leben genießen und digital entgiften. Mit zahlreichen Vorteilen. Ich erkläre dir, warum es so nützlich ist und mit welchen Tipps deine digitale Auszeit funktioniert.
Aber der Reihe nach: Digital Detox bezeichnet den völligen Verzicht auf digitale Medien und Endgeräte in einem festgelegten Zeitraum. Kein Internet, kein Smartphone, kein Tablet, kein Laptop, kein Computer, kein E-Book-Reader.
Wörtlich übersetzt ist Digital Detox die „digitale Entgiftung“ – eine Art Gegenbewegung zur ständigen Vernetzung und Erreichbarkeit.
Seinen Ursprung hat die Bewegung in den USA. Ausgerechnet im Silicon Valley, dem Zentrum der digitalen Welt. Doch gerade für Menschen, die ohne Pause von digitalen Medien umgeben sind, ist es umso wichtiger, längere Zeit abzuschalten – nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wörtlich durch das Ausschalten der Geräte.
Wie lange die digitale Entgiftung dauert, kann jeder für sich selbst entscheiden. Bei längeren Auszeiten ist das Ziel oft eine Woche. Da dies im Alltag häufig schwierig ist, könntest du vielleicht jeden Tag kleinere Detox Phasen einbauen.
- Das sind die größten Vorteile beim Digital Detox:
Das Smartphone, aber auch andere Geräte, sind ein großer Stressfaktor. Ständige Erreichbarkeit durch Anrufe oder E-Mails, Benachrichtigungen, die Aufmerksamkeit verlangen, News, die unbedingt sofort gelesen werden müssen. Der Körper befindet sich in dauerhafter Anspannung und schüttet Stresshormone aus. Der bewusste Verzicht durch Digital Detox kann den Stress spürbar reduzieren. Wir kommen innerlich zur Ruhe. - Wie oft lässt du dich von einer Mail oder Social Media ablenken, obwohl du dir etwas anderes vorgenommen hast? Ein Blick auf den Bildschirm ist verlockend, aber eine dauerhafte Ablenkung. Digital Detox verbessert deine Konzentration und steigert deine Produktivität. Besonders vorteilhaft: Das gilt nicht nur in der Entgiftungsphase. Der positive Effekt bleibt auch darüber hinaus bestehen.
Sidekick: kennst du den „Sägeblatt-Effekt“? Er tritt ein, wenn man bei einer konzentrierten Arbeit mehrfach gestört und unterbrochen wird. Jede Unterbrechung, sei sie auch noch so kurz, kostet nicht nur die Zeit der Unterbrechung an sich, sondern auch eine „Wiederanlaufzeit“. Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass Beschäftigte im Schnitt 15x pro Stunde unterbrochen werden, so dass von ca. 4 Minuten reiner Konzentrationsarbeit ausgegangen werden kann. Hochgerechnet entspricht dies einem Zeitverlust von 3 Tagen pro Monat.
Ein weiteres Argument für Digital Detox ist die kritische Reflexion des eigenen Nutzungsverhaltens.
Studien zeigen: Die Deutschen verbringen jeden Tag 10,5 Stunden mit dem Konsum von Massenmedien (Quelle: Media Activity Guide), allein vier Stunden sitzt jeder durchschnittlich vor dem Fernseher. Das Smartphone wird zwischen 80- und 100-mal am Tag in die Hand genommen. Oft ohne wirklichen Grund. Digital Detox macht bewusst, dass es auch ohne geht.
Lies dazu auch gerne diesen Artikel.
Ehrlicherweise gibt es neben zahlreichen Vorteilen auch Nachteile und Kritikpunkte. Diese sollten wir uns bewusst machen:
- Einer der Vorteile ist gleichzeitig auch ein entscheidender Nachteil: In dringenden Situationen bist du nicht oder nur schwer erreichbar. Wo sonst ein Anruf genügt, stellt sich jetzt die Frage, wie du erreichbar bist, wenn das Smartphone aus ist.
- Vieles lässt sich ohne digitale Hilfsmittel erledigen, doch kostet dieser Weg mehr Zeit. Statt bei Google Maps die Route auf einer Landkarte finden? Den Einkauf nicht schnell online erledigen. Digital Detox ist auch der Verzicht auf Annehmlichkeiten der Technik.
- Mit dem Smartphone hast du das gesamte Wissen der Menschheit in der Hand. Jede Frage lässt sich in wenigen Klicks beantworten, jede Information finden. Diese Quelle bleibt ohne digitale Medien verschlossen.
Sidekick: FOMO! „Fear Of Missing Out“, die Angst, etwas zu verpassen. Sie ist ein Hauptgrund, warum Digital Detox so schwerfällt. Durch die digitale Welt sind wir immer auf dem aktuellen Stand, erhalten Nachrichten in Echtzeit, wissen, was bei Freunden, der Familie und in der Welt los ist. WhatsApp-Gruppen, Facebook-Timelines, Online-Nachrichten-Portale… Wir wollen dazu gehören und alles mitkriegen. Lies dazu auch gerne diesen Artikel.
Die Befürchtung: Wer abschaltet, kann nicht mehr mithalten oder bei Themen mitreden. Wir verpassen gefühlt weltbewegende Ereignisse, wenn wir nicht dauerhaft aufs Smartphone schauen. Falsch! Meist verpassen wir gar nichts. Vielmehr steigern das bewusste Aussteigen und die Konzentration auf die eigene Person das Selbstbewusstsein und beenden das ständige digitale Vergleichen mit den sozialen Kontakten im Netz.
Die meisten Erfahrungsberichte zum Digital Detox sind übrigens sehr positiv. Als größter Vorteil werden die Entspannung und Gelassenheit genannt, die sich ohne ständigen Griff zum Smartphone einstellt. Es nimmt die Hektik aus dem Alltag und lässt Menschen zur Ruhe kommen.
Es klingt paradox, aber ausgerechnet Digital Detox Apps können helfen und beim temporären Medienentzug helfen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Apps, die das Vorhaben unterstützen. Einige versuchen dich spielerisch zu motivieren, andere greifen durch und beschränken die Nutzung des Smartphones.
Smartphone aus und schon beginnt das Digital Detox? Ganz so leicht ist es leider nicht. Der Grundgedanke der digitalen Entgiftung ist Medienabstinenz für einen längeren Zeitraum. Mindestens ein paar Tage oder eine ganze Woche.
Eine Entscheidung mit Konsequenzen. Vielleicht bist du nicht abhängig, aber doch in höchster Weise an die Nutzung von Smartphone und Computer gewöhnt. Ein längerer Verzicht ist dann gar nicht so leicht.
Vollkommen spontan lässt sich längeres Digital Detox kaum umsetzen. Mach dir besser vorher einen Plan.
Wann soll es losgehen? Wie lange ist die digitale Auszeit? Was solltest du vorher erledigen? Wen musst du informieren, dass du in dem Zeitraum nur persönlich erreichbar bist? Wer muss wissen, dass Anrufe und E-Mails nicht beantwortet werden? Je besser du vorbereitet bist, desto leichter gelingt die Umsetzung.
Bei allen Vorteilen: Im Job ist vollkommenes Digital Detox fast unmöglich. Für längeres Digital Detox bietet sich ein Urlaub an. Immer mehr Reiseanbieter spezialisieren sich darauf. Du kannst einen gesamten Urlaub planen und buchen, der auf den Verzicht digitaler Medien ausgelegt ist. Ob ein Digital Detox Retreat oder ein Wellnesshotel – lass dein Smartphone einfach zuhause und genieße die Auszeit.
Die positiven Effekte kannst du aber zum Glück auch nutzen, wenn du Digital Detox in deinen Alltag etablierst. Hier kannst du das Smartphone und andere digitale Geräte zwar nicht vollkommen verbannen, die Nutzung aber deutlich reduzieren und Phasen der digitalen Entgiftung schaffen.
Einfach, aber effektiv: Du musst das Smartphone nicht einstecken, wenn du das Haus verlässt. Brauchst du es beim Einkaufen oder einem Spaziergang wirklich?
Zuhause könnte es Räume geben, an denen Smartphone-Verbot herrscht. Gute Möglichkeiten sind der Essbereich oder das Schlafzimmer.
Viele Smartphones klingeln und vibrieren ständig. Selbst ohne eingehenden Anruf. Jede Benachrichtigung verleitet zu einem Blick. Stell doch alle unnötigen Signaltöne und Benachrichtigungen aus. Um eine Zeit ganz ungestört zu sein, kannst du auch den Flugmodus einschalten.
Oder du legst dir bestimmte Zeiten fest, zu denen du Smartphone, Tablet oder Laptop nutzt. Den Rest des Tages verzichtest du darauf.
Spiele, Videoapps oder andere unnötige Programme, mit denen du viel zu viel Zeit verbringst, könntest du konsequent löschen.
Analysiere dein Nutzungsverhalten – welche Apps sind eigentlich unnötig, bringen dich aber immer wieder dazu, dein Smartphone in die Hand zu nehmen?
Wenn du bis hierhin gelesen hast, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, dein Gerät bis zum nächsten Freitag auszuschalten.
Bis dahin, viele Grüße,
Richard
P.S. Für die bessere Lesbarkeit habe ich die maskuline Schreibweise verwendet. Angesprochen sind selbstverständlich immer alle Geschlechter.